Bern: Haupt, 2002. (Schweizer Texte, Neue Folge, Bd. 16)

Albert J. Weltis Texte sind schon seit längerer Zeit auf dem Buchmarkt nicht mehr erhältlich. Aus diesem Grunde haben wir uns dazu entschlossen, eine kommentierte Auswahl aus Weltis Schriften in Zusammenarbeit mit den Herausgebern der Reihe "Schweizer Texte - Neue Folge" (Haupt Verlag, Bern) zu edieren.

Das Mundartdrama «Steibruch» des Schriftstellers und Malers Albert J. Welti (1894-1965) wurde 1939 als offizieller Beitrag des Schweizerischen Schriftsteller-Vereins an der Landesausstellung in Zürich uraufgeführt. Weltis Stück kann so heute als ein zentraler Text der Geistigen Landesverteidigung gelten. Dank seiner schlichten und unmittelbar berührenden Darstellung menschlicher Konflikte hat es jedoch der Zeit standgehalten. Ergänzt durch ausgewählte und ausführlich kommentierte Proben aus Weltis übrigem Schaffen, soll der Neudruck von «Steibruch» einen Autor in Erinnerung rufen, der aus einer konservativen Grundhaltung eigenwillig und kritisch auf eine sich rasant verändernde Gegenwart reagierte. Orientierungslos bewegen sich Weltis Figuren im Spannungsfeld von Individualismus und Gesellschaft, Tradition und Modernisierung.

Die Textauswahl wird ergänzt durch eine reich illustrierte Biografie, die auf der Auswertung des Nachlasses im Schweizerischen Literaturarchiv beruht und Albert J. Weltis Leben und Schaffen erstmals nuanciert nachzeichnet.

Der Band erschien im Februar 2002 mit der freundlichen Unterstützung folgender Institutionen und Gönner: Zuger Kulturstiftung Landis & Gyr, Gemeinde Zurzach, Cassinelli-Vogel-Stiftung, Schweizer Texte, Herr Claude Welti, Verein zur Förderung des Schweizerischen Literaturarchivs, Schweizerisches Literaturarchiv.

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Albert Welti

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*18.2.1862 Zürich, 7.6.1912 Bern, ref., von Zurzach und Zürich. Sohn des Jakob Albert ( -> 10). Bruder des Carl Adolf ( -> 4). ∞ 1894 Emeline Wildbolz, Tochter des Karl-Ludwig, Textilkaufmanns. Nach dem Realgymnasium in Zürich Besuch der kaufmänn. Abteilung der Industrieschule. Unterricht beim Kupferstecher Johann Konrad Werdmüller, 1880 Beginn einer Fotografenlehre, 1881 Übersiedlung nach München, 1882 dort Eintritt in die Akademie. 1886 Rückkehr nach Zürich. W. war 1888-91 Schüler und Gehilfe von Arnold Böcklin, der seine Laufbahn massgeblich beeinflusste, und arbeitete dann als freischaffender Künstler, lange Jahre unterstützt vom Mäzen Franz Rose von Doehlau. 1895 liess sich W. in der Umgebung von München nieder. 1897 bildete er sich als Radierer weiter. Neben regelmässigen Aufenthalten in der Schweiz unternahm er Reisen nach Berlin und Dresden (1897) sowie nach Italien (1899). 1901 verkaufte er erstmals ein Bild an die Eidgenossenschaft; 1908 beauftragte ihn der Bund mit der Ausführung des grossen Wandbilds für den Ständeratssaal im Bundeshaus, wofür W. das Thema "Die Landsgemeinde" wählte. Er kehrte in die Schweiz zurück und erarbeitete Skizzen, Entwürfe und Details für das Wandbild, das der Maler Wilhelm Balmer erst nach seinem Tod fertigstellen sollte. W.s Werk steht zwischen Tradition und Moderne. Bedeutend sind seine Radierungen ("Die Fahrt ins 20. Jh." 1899, "Der Ehehafen" 1906). W. führte die Gedankenmalerei seines Lehrers Böcklin über in eine mit dem Traum und dem Unbewussten verbundene Bildwelt ("Nebelreiter" 1896, "Walpurgisnacht" 1896-97), in der sich surrealist. Tendenzen der Malerei des 20. Jh. bereits ankündigen. 1912 Dr. h.c. der Univ. Zürich. 1912 Gedächtnisausstellungen im Kunsthaus Zürich und Kunstmuseum Basel.

Quelle: Historisches Lexikon der Schweiz