Wollen Sie en détail nachlesen, was unsere StipendiatInnen über die Erschliessungen berichten?
Lesen Sie die Artikel in den Jahresberichten oder bestellen Sie direkt bei uns eine gedruckte Version!

Womit sich unsere Stipendiat:innen beschäftigen

Der Förderverein ermöglicht es interessierten Personen, faszinierende Bestände von interessanten Personen mit einem facettenreichen Werk kennenzulernen. Wir möchten hier exemplarisch einige Hintergrundinformationen zu den Archiven zur Verfügung stellen, die im Jahr 2024 erschlossen werden.

img_portrait_padretti_2.jpg

Erica Pedretti wurde am 25.2.1930 in Sternberg Nordmähren (heute Tschechien) geboren. Sie kam 1945 als Flüchtling in die Schweiz, wo sie an der Schule für Gestaltung in Zürich eine Ausbildung als Silberschmiedin absolvierte. Nach einer vorübergehenden Emigration in die USA kehrte sie 1952 in die Schweiz zurück. Nach ihrer Heirat mit dem Maler Gian Pedretti zog sie ins Engadin, wo sie 22 Jahre verbrachte. 1974 richtete sie sich mit ihrer Familie in La Neuveville ein; 2015 kehrten sie ins Engadin zurück. Erica Pedretti starb am 14. Juli 2022 in Tenna in Graubünden.
Erica Pedretti war sowohl Schriftstellerin als auch bildende Künstlerin. Die wechselvolle Geschichte ihres Landes sowie der eigenen Biographie, in der dunkle Kindheitserinnerungen einem scheinbar heilen Leben in der Schweiz gegenüberstehen, hat ihr gesamtes Werk geprägt. Grundlegend ist dabei das "unerzogene Auge", das Wagnis eines von Normen befreiten Blickes auf die Welt. Ihr Stil wird in tastender Erkundigung bestimmt von der Schwierigkeit, verletzende Erinnerungen zu formulieren. Diese Haltung der Unsicherheit, des Zweifelns, des Fragens hat ihre politische Dimension: sie ist identisch mit Widerstand gegen alles Plakative, gegen Ideologien und starre Fronten, deren zerstörerische Wirkung die Autorin Zeit ihres Lebens immer wieder beobachten konnte. Erica Pedretti hat zahlreiche Preise erhalten, u.a. den Preis der Schweizerischen Schillerstiftung (1975), den Ingeborg-Bachmann-Preis (1984), den Grossen Literaturpreis des Kantons Bern (1990), Berliner Preis & Bobrowski-Medaille (1994), den Marie-Luise-Kaschnitz-Preis (1996) und den Mitteleuropäischen Vilencia Preis (1999). 2003 erhielt sie die Ehrenbürgschaft ihrer Geburtsstadt Sternberg. Neben dem Literaturpreis des Kantons Bern 2010 für "fremd genug" erhielt sie 2013 den Schweizer Literaturpreis für ihr Gesamtwerk.

trs_pign.png

Tresa Rüthers-Seeli gilt als eine der bedeutendsten rätoromanischen Lyrikerinnen. Sie ist 1931 in Falera (GR) in der Surselva geboren und gemeinsam mit vier Schwestern in einer Bergbauernfamilie aufgewachsen. Entgegen der damaligen Konventionen erhielten die Schwestern eine Ausbildung. Tresa Rüthers-Seeli wurde erst Lehrerin für Textiles Gestalten, dann Aupair in Paris, wechselte in die Frauenbildung der Kantone Uri und Graubünden, leitete ein Jahr die Bergheimatschule Gurtnellen und begann daraufhin eine Ausbildung zur Sozialarbeiterin an der sozialen Frauenschule in Luzern. Im Jahr 1962 heiratete sie den angehenden Juristen Bernd Rüthers und lebte mit ihm in Stuttgart, Berlin und Münster, wo 1963 Tochter Monica geboren wurde. 1971 wechselte die Familie nach Konstanz, wo Tresa Rüthers-Seeli von 1980 bis 1992 als Buchhändlerin arbeitete. Seither blieb sie in der Region des Bodensees wohnhaft und hat in Steckborn, Kreuzlingen sowie in Bottighofen (TG) gelebt. Seit Januar 2023 wohnt sie in einer Altersresidenz in Berg (TG).
Tresa Rüthers-Seeli ist eine der ersten Autorinnen, die im Idiom Sursilvan publiziert hat. Seit 1956 publizierte sie vor allem Gedichte, aber auch einzelne Prosatexte in verschiedenen rätoromanischen Periodika, damals jedoch noch unter dem Pseudonym ‘Melania’. Im Jahr 1987 publizierte sie ihren ersten eigenen Gedichtband unter ihrem Namen, Tras melli veiders (‘Durch tausend Scherben’) mit Illustrationen ihrer Tochter Monica Rüthers. 2003 erschien ihre zweite Gedichtammlung Jeu sai e sai da nuot / Ich weiss und weiss von nichts, herausgegeben und übersetzt von Mevina Puorger. Die letzte Publikation ist wieder zweisprachig und erschien im Jahr 2015 in der Chasa editura rumantscha unter dem Titel Aunc melli stads/Noch tausend Sommer, mit Übersetzungen von Renzo Caduff.
Die Autorin hat 2001 als Vertreterin der Schweiz am Festival Mondial de Poesia in Medellin teilgenommen und hat auch immer wieder an anderen Veranstaltungen, wie z.B. den Solothurner Literaturtagen und der Frankfurter Buchmesse mit verschiedenen Lesungen beigetragen.Tresa Rüthers-Seelis Gedichte wurden auch ins Serbische (2006 durch den Lyriker Zlatko Krasni) und ins Rumänische (2015 durch Adina Lucia Nistor) übersetzt.
Die Autorin wurde 2004 mit einem Anerkennungspreis des Kantons Graubündens und mit dem Schillerpreis für die Publikation Jeu sai e sai da nuot / Ich weiss und weiss von nichts ausgezeichnet.

31215485178.jpg

Irmgard von Faber du Faur (1894–1955) wurde in München geboren und entstammte einer Familie von Künstlern. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie in München, Paris, Genf und Zürich. In Genf besuchte sie naturwissenschaftliche und philosophische Vorlesungen. 1922 erfolgte die Rückkehr nach München. 1928-1930 arbeitete sie als Lehrerin und Erzieherin in zwei reformpädagogisch geprägten Landerziehungsheimen in Giessen und in Wyk auf Föhr, ab 1930 als ständige Mitarbeiterin für den Bayerischen und Berliner Rundfunk. 1930 heiratete sie den zum Christentum konvertierten jüdischen Dichter Franz Mannheimer. Die beiden zogen zunächst nach Starnberg, wo 1932 die erste Tochter Mathilde geboren wurde, ehe im Juni 1933 der Gang ins Schweizer Exil folgte, wo Irmgard ihre in früheren Jahren geknüpften Kontakte mit den Schriftstellern Traugott Vogel und Maria Waser zugutekamen, die beide für das Ehepaar bürgten. 1937 kam in der Schweiz die zweite Tochter Irene zur Welt. Neben den Kontakten zu Traugott Vogel und Maria Waser stand das Ehepaar in Zürich auch mit Exilanten wie Hugo Döblin, Ossip Kalenter, Hermann Levin Goldschmidt, Kurt Held oder Lisa Tetzner in Kontakt.
Irmgard von Faber du Faur ist vor allem für ihre Kinder- und Jugendliteratur bekannt, hat aber ebenso zahlreiche Dramen und Erzählungen sowie einen Roman für Erwachsene geschrieben. Eine Vielzahl ihrer Werke publizierte sie ab 1919 in Zeitungen und Zeitschriften, darunter die Vossischen Zeitung oder die von Maria Waser mitverantwortete Die Schweiz. Illustrierte Monatsschrift. Irmgard von Faber du Faurs bekanntestes Werk ist das 1929 erschienene "Kind und Welt. Ein Buch für Kinder". Im Schweizer Exil war die Autorin nicht vom Publikationsverbot betroffen und schrieb u.a. mehrere SJW-Hefte und auch Geschichten für die Monatsschrift Schweizerische Schülerzeitung und die Illustrierten Jugendschriften für Kinderherzen. Daneben verfasste sie Legenden und Bücher mit historischen Themen wie "Die Kinderarche" (1935) oder "Die Pilgerkinder" (1940), die thematisch indirekte Bezüge zur eigenen Exilsituation aufweisen. In "Kinderreime der Welt" sammelte und übersetzte sie Kinderreime aus Europa und Nordamerika. Die Autorin starb 1955 unerwartet an einem Hirntumor in Rüschlikon.

Wundervolle Schätze

Über die Jahre hat der Förderverein die Arbeit im Schweizerischen Literaturarchiv unterstützt. Hier zeigen wir einen kleinen Einblick in die Schachteln und zugleich eine Auswahl der von den Stipendiatinnen und Stipendiaten bearbeiteten Archive und Nachlässe. Weitere Einblicke finden sich jedes Jahr in unseren Jahresberichten.

Batch:
ilg-a-1-a-1_notizheft_das_maedchen_in_der_bastille.jpg
Reisepass von Thorsten Becker aus dem Ammann-Verlagsarchiv, Erschliessung 2014 durch Irina Schubert
cendrars_s-12-b-4_lettre_de_la_tour_eiffel.tif
Aschenbecher der Grossmutter aus dem Archiv von Christian Haller - Erschliessung 2013 durch Micha Zollinger
adlisberg_burger.jpg
Daniel de Roulet, Grands carnets ; photo : Simon Schmid (ALS-Roulet-A-13-a) - Erschliessung 2014 durch Elsa Ngyuen
Zoom: ilg-a-1-a-1_notizheft_das_maedchen_in_der_bastille.jpg

 

Zoom: ilg-a-1-a-1_notizheft_das_maedchen_in_der_bastille.jpg